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Warum ist Kortison so verpönt?Kortison hat – wenn es in den Blutkreislauf dringt - viele nur schwer verständliche Wirkungen. Daher verwenden wir – wenn möglich - fast ausschließlich Kortisonanwendungen, die NICHT in den Blutkreislauf vordringen. Kortison mindert als eine seiner Hauptwirkungen deutlich Entzündungsreaktionen. Was aber genau sind Entzündungsreaktionen? Entzündungsreaktionen werden im lateinischen mit: rubor, dolor und tumor beschrieben, auf deutsch: Rötung, Schmerz und Schwellung (daher bitte auch keine Angst mehr vor dem Wort „tumor“, was einfach nur Schwellung bedeutet, eine Schwangere z.B. hat im Bauch „tumor“ d. h. einfach nur eine oft sehr erfreuliche Schwellung :-). Diese Entzündungsreaktionen sind wichtig! Die Rötung heißt einfach nur eine vermehrte Durchblutung (wichtig für die Heilung), der Schmerz ist ein Warnsignal (etwas stimmt nicht!) und die Schwellung wird bedingt zum einen durch die erhöhte Durchblutung, durch Flüssigkeitseinlagerungen und das Einwandern von spezielle Zellen, die die Ursache der Entzündung steuern oder beseitigen sollen. Die sog. Heilungsentzündung, z. B. nach einer Verletzung der Haut durch etwa eine Schürfwunde, ist sehr wichtig. Durch die Erhöhung der Durchblutung wird die Heilung gefördert, der Schmerz verhindert Berührungen mit der Wunde, die z.B. die Heilung behindert oder Krankheitskeime einschleppen kann und die Schwellung mit dem Einwandern bestimmter Abwehrzellen fördert ein Eliminieren der evtl. schon eingeschleppten Keime. Würde man also eine solche oben beschrieben Heilungsentzündung durch Kortison hemmen, würde man für die Wundheilung das denkbar Schlechteste tun. In diesem Fall einer normalen Heilungsentzündung wäre die Anwendung von Kortison schlichtweg falsch. Jetzt gibt es aber verschieden Arten von Entzündungen, die völlig sinnlos auftreten, die dem Körper mehr schaden als nützen, wie z.B. allergische Entzündungen oder überschießende Wundheilung, z. B. an den Eingängen zu den Nasennebenhöhlen, die ja bekanntlich offen sein müssen, sonst kommt es bei Verstopfung derselben erst zur akuten, später zur chronischen Entzündung. Auch Asthma der Bronchien ist eine Entzündung ohne erkennbaren Sinn und Zweck. Die Bildung von z. B. Nasenpolypen ist ein weiteres Beispiel, daß der Körper zuviel des Guten tut und die Schleimhaut sich so weit verdicken läßt, bis sich in der Nase z. T. weinbeere-große Schleimhautödeme bilden, die zu einer Behinderung der Nasenatmung und zu weiteren Erkrankungen führen. Diese Polypen sind keine Gewächse im eigentlichen Sinne, wie z. B. Adenome oder andere gutartigen oder gar bösartigen Tumore (jetzt wieder im volkstümlichen Sinne gemeint) sondern ebenfalls Resultat einer chronischen Entzündung der Nasenschleimhaut, praktisch große, in der Nase hängende und störende Ödeme der Schleimhaut, deren genaue Ursache noch nicht völlig geklärt ist. Bei all diesen zuletzt genannten „sinnlos“ auftretenden chronischen Entzündungen ist Kortsion ein wahres Wunderheilmittel. Kortisonanwendungen zur Unterdrückung dieser sehr störenden und krankmachenden Prozesse sind das Mittel der Wahl. Selten einmal – z. B . bei sehr schweren Krankheitsbildern - müssen auch orale, intramuskuläre oder intravenöse Kortisonanwendungen erfolgen, diese müssen aber vom Arzt überwacht werden und nach bestimmten Kriterien durchgeführt werden. Wenn das der Fall ist, sind relevante Nebenwirkungen ebenfalls extrem selten. Viele Patienten wissen, daß Kortison tief in den Fettstoffwechsel eingreift. Dieses gefährliche Halbwissen über Kortison verhindert oft eine eine heilende und harmlose Anwendung z. B. nach ärztlicher Beratung und Verordnung. So tritt z. B. der gefürchtete Fetthals oder starke Gewichtszunahme nur nach sehr langer Anwendung (viele Wochen) als orale, intramuskuläre oder intravenöse Kortisonanwendungen auf (man nennt das auch „systemische Anwendung“), nach meinen Beobachtungen nie nach örtlicher (topischer) Anwendung als Spray für Nase oder Bronchien. Kortison ist ein körpereigenes Hormon, das jeder von uns in den frühen Morgenstunden in seinen Nebennierendrüsen selbst bildet und ohne das man nach kurzer Zeit sterben würde. Kortison ist kein Teufelszeug, wie es oft zu unrecht bezeichnet wird – es ist eine lebenswichtiges Gewebshormon, das in den richtigen Händen schon vielen Menschen das Leben erleichtert, ermöglich und schon unzählige Male gerettet hat.
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